Cities: Brennpunkte der Menschheit

Buchcover

Natürlich schaut man bei einem so prächtigen Bildband erstmal nicht auf die Texte, sondern auf die 130 Satellitenbilder. Sie zeigen Städte von oben, meist großzügig auf Doppelseiten, und verführen zum Raten: Ist das nicht… Barcelona? Paris? Diese dichtbebaute Stadt, müsste das nicht eine der chinesischen Metropolen sein? Und jenes regelmäßige Raster, sollte es etwa zu einer US-amerikanischen Großstadt gehören, und wenn ja, zu welcher?
Schon beim Betrachten der Bilder kommt dann allerdings zum Staunen ein gewisses Befremden hinzu. Etwa bei den endlosen Reihen der Bungalows in der amerikanischen Rentnerstadt Sun City. Sie ergeben zwar ein wunderschönes Muster, aber zugleich wirkt ihr Satellitenbild wie aus einem Lehrbuch zur Zersiedelung der Städte, als Beispiel dafür, wie Städte sich nicht entwickeln sollten. Man sieht, wie die Menschen die Erde verändert haben, und erkennt den ökologischen Fußabdruck oder „human footprint“, wie ein früherer Bildband derselben Herausgeber betitelt war. Und dieses Verständnis dafür, was die Bilder verraten, wird erheblich vertieft, wenn man dann doch die Texte liest.

Die Stadt der Zukunft gibt es schon
Nehmen wir als Beispiel den letzten Text des Buches, denn unter seinem Titel „Stadt der Zukunft“ ist andernorts oft abgedroschenes zu lesen, da schwafelt man von Smart City oder erfindet Idealstädte. Ganz anders dieser Text im Bildband: er bleibt nah bei den Bildern, und zeigt zum Beispiel das rasante Wachstum des saudi-arabischen Riyadh anhand von Satellitenaufnahmen. Die enorme Urbanisierung der asiatischen Metropolen wird als Problem benannt. Ökologische Probleme zeigt das Bild der Stadt Kiruna, die für den Eisenerzabbau verschoben wird; andere Aufnahmen aber zeigen Städte, die für neue Energien stehen, etwa

Buch Doppelseite

Reykjavik, das die Wärme des vulkanischen Untergrunds nutzt. Und so bringt einen der Text dazu, die faszinierenden Bilder nochmal neu und anders zu sehen, als Zeichen der Veränderung unserer Umwelt.
Auf diese Weise lohnt es, alle Texte von „Cities“ zu lesen und dann erst die Satellitenbilder der jeweiligen Kapitel zu betrachten: Da folgen auf Erläuterungen zu „Städten im Mittelpunkt“ neben Bildern von Regierungsvierteln und religiösen Zentren auch Aufnahmen der industriellen Gebiete, die unsere Städte prägen, wie die Autofabriken von Turin oder die chemische Industrie in Ludwigshafen. Und der harmlose Zwischentitel „Farben und Strukturen“ leitet eine der extremsten Text- und Bildstrecken ein, in der es um informelle Siedlungen von Wellblechhütten wie in Mumbai geht oder um das Erbe der Apartheid, das sich am Luftbild von Johannesburg ablesen lässt.
Ob man sich auf diese Weise durch das Buch leiten lässt, oder doch nur aus Spaß in dem über zwei Kilogramm schweren Werk blättert: es lohnt sich so oder so.

Buch
Cities – Brennpunkte der Menschheit.
eoVision Verlag
Autoren Markus Eisl, Gerald Mansberger, Peter Matzanetz, Paul Schreilechner.
256 Seiten, Hardcover
26,5 x 34 x 2,7 cm; 2,3 kg.
130 Satellitenbilder.
49,95 € 8A, D); sFR 64,90 (CH)
ISBN 978-3-902834-25-6

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Doppelseite des Buches

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