Gegen Bauwut in Hamburg: Volksentscheid für Integration ohne Neubau

Tempelhofer Feld

Über 700.000 Berliner stimmten dafür, dass auf dem Tempelhofer Feld nicht gebaut werden darf. Ist das nun nicht mehr so wichtig, weil Flüchtlinge untergebracht werden müssen? Mehr dazu im Text.

Ein Text nicht nur aus Anlass der Buchvorstellung in Hamburg am 15.02. (siehe unten).

Einen Text über Bauen oder Nichtbauen in Hamburg mit einem Foto vom Tempelhofer Feld zu bebildern, ist kein Irrtum: Hier wie dort geht es derzeit darum, ob jetzt angesichts des Zuzugs der Flüchtlinge schnell und billig gebaut werden soll – und zwar überall, sogar in Landschaftsschutzgebieten in Hamburg und auf dem Tempelhofer Feld in Berlin. Dort hatte ein Bürgerentscheid dafür gesorgt, dass es als Freiraum erhalten bleibt, wie auf diesem Blog in vielen Beiträgen geschildert und auch im Buch „Verbietet das Bauen!“ thematisiert. Nun aber plant der Berliner Senat mehr und mehr Bauten für Flüchtlinge am Rande des Feldes, Provisorien, so heißt es; doch es bleibt die Befürchtung, dass mancher Politiker diese Gelegenheit nutzen möchte, die Niederlage der Neubau-Lobby beim Volksentscheid auszuhebeln. Nach Protesten wurden die Pläne geändert, aber trotzdem lässt das, was dort nun geplant ist, um die Chancen von Integration fürchten: bis zu 7.000 Flüchtlinge sollen auf dem Gelände unterkommen, wie etwa der Tagesspiegel berichtet.

Es ist genau diese Sorge, dass Integration scheitert, wenn tausende Flüchtlinge in eigens dafür errichteten Bauten untergebracht werden, die nun in Hamburg zu einem Volksentscheid führen wird. Gleich sieben Bürgerinitiativen haben sich in der Initiative für erfolgreiche Integration Hamburg zusammengetan, die an verschiedenen Orten gegen solche geballten Neubauten kämpfen, aber für den Erhalt von Parks und Grünflächen. Durchgesetzt werden sollen die Flüchtlingsbauten in der Regel über den geänderten Paragraphen 246 des Baugesetzbuches, der die normale Bürgerbeteiligung ebenso aushebelt wie manche Schritte bei Landschaftsschutz und anderem, was scheinbar nun zurückstehen soll. Während bei der kurzfristigen Unterbringung sicher viele verstehen, wenn Container oder Zelte errichtet werden, geht es nun aber um langfristige Fragen: In welcher Stadt wollen wir leben? Wie gelingt Integration am besten? Und da macht es den Eindruck, dass die Hamburger Politik genauso gedankenlos Neubau als Lösung favorisiert, wie das ohnehin seit langem üblich ist. Darum kündigen die Bürgerinitiativen nun also einen Volksentscheid an, wie etwa hier berichtet, und sie sagen ausdrücklich, dass sie weder mit der AfD noch mit weiter rechts stehenden Parteien zusammenarbeiten.

Freilich machen sich auch diese Hamburger Gedanken darüber, wie die Flüchtlinge untergebracht werden können. Aber Flüchtlinge brauchen keinen Neubau, wie ich in meinem Zeit-Beitrag titelte, sondern lebendige Städte. Wie wir in diesen Platz schaffen können und alle Reserven der Büros, Wohnungen und Häuser nutzen, ist das Thema des Buches Verbietet das Bauen!, selbst wenn darin der Zuzug der Flüchtlinge noch nicht thematisiert werden konnte. Doch viele der darin aufgeführten „50 Werkzeuge, die Neubau überflüssig machen“, brauchen wir jetzt mehr denn je.

Buchvorstellung in Hamburg:
Montag, 15. Februar, 19.00 Uhr: Buchvorstellung und Diskussion, Veranstaltet vom Denkmalverein Hamburg mit freundlicher Unterstützung der Hamburgischen Architektenkammer. Ort: Warburg-Haus, Heilwigstraße 116, 20249 Hamburg, siehe hier.

Ein Überblick meiner Veranstaltungen auf der Webseite.
Ein Überblick zu Bürgerinitiativen A-Z in der Blogroll.

Um die Elbphilharmonie und die HafenCity ging es vor kurzem in diesem Beitrag.
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Ein Gedanke zu „Gegen Bauwut in Hamburg: Volksentscheid für Integration ohne Neubau

  1. Thomas Schmidt

    Zum Thema Bebauung des Tempelhofer Feldes in Berlin: Auf einer Bürgerversammlung wurde deutlich, dass der Senat vorhat, das durch das Volksbegehren erlassene Gesetz zu brechen. Wie verlogen die Argumentation ist, zeigt sich daran, dass es immer noch viele als Ferienwohnungen zweckentfremdete und auch leerstehende Wohnungen gibt. Z.B. in der Heidelberger Str. in Berlin Neukölln gibt es 60 Wohnungen, die eine Wohnungsbaugenossenschaft, der Wohnungsbauverein Neukölln, seit langer Zeit leer stehen lässt, weil sie vorhat, preiswerten Wohnraum abzureißen, um für teueres Geld teure Wohnungen zu bauen. Nur richtig: „Verbietet das Bauen!“.

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