Wer hätte gedacht, dass der Chef der Industriegewerkschaft Bau einen Grund liefert, ihn auf dem Blog „Verbietet das Bauen“ zu loben, aber tatsächlich: Robert Feiger fordert eine Umzugsprämie. Mit fünftausend Euro solle der Staat Rentnern dabei helfen, große Wohnungen freizumachen, in die dann junge Familien ziehen könnten. Es ehrt Herrn Feiger, dass er damit vorschlägt, wie man Altbauten besser nutzen könnte, obwohl er als Vertreter der IG Bau eigentlich als Neubau-Befürworter gilt. Widerspruch gibt es genauso überraschend von der Präsidentin des Sozialverbands VdK. Ulrike Mascher hält nichts von einer Umzugsprämie, obwohl die doch mit den Rentnern für ihre eigene Klientel gedacht ist. Aber sie sagt dem Donaukurier, man solle „ältere Menschen nicht aus ihren Wohnungen hinausdrängen“ und es dürfe „keinen Zwang geben, weder direkt noch indirekt“. Wie bitte? Wieso würde eine Umzugsprämie jemanden aus der Wohnung drängen, und wieso ist es ein „Zwang“, jemandem fünftausend Euro Unterstützung anzubieten? Wenn man das so betrachtet, dann stellt jede soziale Leistung einen Zwang für diejenigen dar, die sie nicht annehmen – das Kindergeld wäre so argumentiert ein Zwang auf Kinderlose, die aus ihrem Zustand der Kinderlosigkeit herausgedrängt würden, weil da jemand ganz böswillig mit großen Geldscheinen wedelt.
Fast müsste man vermuten, die VdK-Chefin lehne eine Subvention für ihre Mitglieder nur deswegen ab, weil sie noch mehr raushandeln möchte – vielleicht sind fünfzehntausend Euro Umzugsprämie ihr heimliches Ziel. Aber durch ihre weiteren Äußerungen wird deutlich, dass sie Umzüge wirklich ablehnt, denn es sei verfehlt, wenn die Gesellschaft das Signal gebe, „dass Senioren Wohnungen ab einer bestimmten Größe nicht mehr zustehen“. In diesem Punkt könnten wir uns vielleicht einig werden: Es geht nicht um Senioren, sondern um alle Wohnungen. Wenn jemand als Einzelner hundert oder gleich zweihundert Quadratmeter nutzt, dann ist das in der Tat ein Problem für die Gesellschaft, und zwar völlig unabhängig davon, ob dieser jemand Senior ist oder einfach zuviel Geld hat. Zuviel Platz ist Platzverschwendung – Reiche können sich auch gelegentlich ein Hotel leisten und müssen nicht in Boomstädten wie München eine Zweitwohnung unterhalten, die die meiste Zeit leersteht.
Aber zurück zu den Senioren: Sicher haben die Kritiker recht, die darauf hinweisen, dass es mit einer Umzugsprämie allein nicht getan ist, dass kleine Wohnungen oft mehr kosten und dass ein Umzug nicht mal eben schnell nebenbei erledigt ist. Darum brauchen wir Tauschprogramme für Wohnungen, wie manche große Wohnungsunternehmen sie betreiben. Und wir brauchen Umzugsberater, die sich von der Auswahl der Wohnungen bis zum Umzug um diejenigen kümmern, die das interessiert. Fünftausend Euro Prämie können diese Umzugsberatung nicht ersetzen. Aber sie können helfen.
Auf diesem Blog gab es einen Film zu Umzügen.
Hier geht es zur Teekasse. Danke!
Umzugsprämie – eine ausgezeichnete Idee! Familien suchen in den Großstädten dringend größere Wohnungen und viele Senioren leben alleine in zu großen Wohnungen, aber scheuen den Umzug. Sie brauchen vielleicht nur einen Anstoß, einen kleinen Anreiz. Wenn nur ein Teil von ihnen umziehen würde und größeren Wohnraum frei machen würde, wäre schon Einiges gewonnen. Mehr Dynamik bei den Umzügen könnte helfen, den Wohnungsmarkt in den Zentren zu entspannen. Und die Senioren werden sich nachher in der neuen Wohnung vielleicht auch wohler fühlen – sie werden ja nicht gezwungen. Das Instrument wirkt ja nur bei denen, die eigentlich sowieso umziehen wollen, aber die Kosten scheuen. Niemand zieht nur wegen der Prämie um.
Diese Idee verdient Unterstützung! Für Ökonomen noch ganz nebenbei: Da ist nichts dagegen zu sagen, es wäre nur eine Bereinigung eines Marktversagens: Es senkt Transaktionskosten.