Stichwahlen für die Oberbürgermeisterposten in NRW, und zu zwei Kandidaten habe ich eine besondere Beziehung: Andreas Hollstein, CDU-Bewerber mit Grünen-Unterstützung für die Stichwahl, kommt in meinem zweiten Buch „Willkommensstadt“ vor. Uwe Schneidewind, der im ersten Wahlgang mit schwarzgrüner Unterstützung den SPD-Amtsinhaber hinter sich ließ, lernte ich in Oldenburg kennen, als er hier noch Unipräsident war und wir grade dort ankamen, danach hatten wir vielfache Kontakte während seiner zehnjährigen Leitung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie.
Als 2015/16 viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen, stellte das die Kommunen vor eine große Herausforderung, und da erregte es Aufsehen, als das westfälische Altena 100 Menschen mehr aufnahm, als zugewiesen wurden. Doch nicht nur das: Unter OB Andreas Hollstein wurden die Flüchtlinge nicht in großen Lagern untergebracht, sondern dezentral in vielen Wohnungen. Bei deren Sanierung packten viele Flüchtlinge mit an, begleitet von Handwerkern. Das war nicht nur menschlich und pragmatisch, sondern ergab sich auch daraus, dass Altena als Schrumpfstadt über die Jahrzehnte fast die Hälfte seiner Einwohner verloren hat und dementsprechend Zuwanderung brauchen kann und Platz zur Verfügung hat.
Nach zwanzig Jahren als Bürgermeister von Altena kandidiert Andreas Hollstein nun für den OB-Posten in Dortmund. Im ersten Wahlgang lag er an zweiter Stelle hinter dem SPD-Amtsinhaber, nun unterstützen die Grünen ihn in der Stichwahl.
Die Kandidatur von Uwe Schneidewind verfolge ich auch deswegen besonders interessiert, weil ich in Wuppertal aufgewachsen bin, einer unterschätzten Stadt. Es freut mich, dass ihr Name inzwischen in die Welt getragen wird vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, das übrigens die Leitung des Forschungsprojekts OptiWohn innehat, an dem ich mich beteilige. Fun-Fact am Rande: am Wuppertal Institut besteht inzwischen ein Forschungsbereich namens Stadtwandel, ein von mir 1998 geprägter Begriff, auf den ich zwanzig Jahre lang die Wortmarke gehalten habe und nach dem ich meinen Verlag benannt habe, den ich 2013 verkauft habe.
Doch das Wichtigste sind natürlich die Inhalte, für die Uwe Schneidewind steht: Wuppertal zu einem Beispiel der „großen Transformation“ zu machen, wie ein prägendes Buch von ihm betitelt ist, oder mit dem Namen einer Publikationsreihe meines früheren Verlags gesprochen, zu einem Beispiel für den „Stadtwandel in Zeiten des Klimawandels“. Deswegen sorgt seine Kandidatur auch bundesweit für Aufmerksamkeit.
In vielen Vorträgen habe ich betont, dass ich keiner Partei angehöre, sondern dass ein sozialer und ökologischer Stadtwandel alle Menschen angeht: Er hilft das Alte bewahren, alte Häuser, die nicht achtlos abgerissen werden sollten, doch dieser Respekt für das Alte ist zugleich eine Voraussetzung für eine klimaschonende Zukunft. Mit diesem Text habe ich andeuten können, warum meine Sympathie in diesen Stichwahlen Andreas Hollstein und Uwe Schneidewind gehört. Wer in Dortmund und Wuppertal lebt, sollte dort am Sonntag wählen gehen, und wer dort Wählerinnen kennt, sollte sie dazu auffordern.
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