Zwei Meldungen zur regionalen Ungleichheit, zur Spaltung in boomende und schrumpfende Regionen: Der Diercke-Verlag, bekannt durch den Atlas, hat jetzt in seinem Geographie-Lehrerband einen Text von mir nachgedruckt, der in der taz zur Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten erschienen war: „Kein Stadtviertel wird zurückgelassen“ vergleicht Wahlergebnisse in einst industriell geprägten Gegenden in den USA rund um Detroit mit denen in Mannheim und Pforzheim bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg 2016. Meine These: Wenn Stadtviertel und Regionen zurückgelassen werden und sich die regionale Ungleichheit erhöht, stärkt das populistische Parteien. Manche Ergebnisse der Bundestagswahl haben das deutlich bestätigt.
Was hilft den schrumpfenden Gegenden, den Kleinstädten und dem Land? Dazu habe ich im Buch zur Willkommensstadt geschrieben, vor allem in Kapitel 7 „Wo wir wohnen“ und in Kapitel 8 „Lebendige Städte“. Zwar bildete der Zuzug von Flüchtlingen den Anlass für dieses Buch, aber um Städte wieder zu beleben, können sie keine alleinige Lösung sein – doch scheint es unsinnig, wenn für die Verteilung der Flüchtlinge nicht zumindest geschaut wird, wo Wohnraum mehr als genug vorhanden ist, und wo obendrein Ausbildungs- und Arbeitsplätze unbesetzt sind. Zur Wiederbelebung der Dörfer und Städte ist allerdings ein ganzes Programm nötig, ähnlich wie im prämierten Text zu Willkommensdörfern skizziert.
Neubau hilft dem Land nicht
Die These, wir hätten genug gebaut, wird oft mit Verweis auf Berlin, Frankfurt und München abgelehnt. Doch relativ am meisten gebaut wird in den schrumpfenden Gegenden! Es wäre bereits ein Fortschritt, wenn in schrumpfenden Orten nicht neu gebaut würde, oder erstmal ein Moratorium erlassen würde, wie im Bauverbot-Buch vorgeschlagen. Nun hat es sich tatsächlich bis zum Institut der deutschen Wirtschaft herumgesprochen, dass es wenig Sinn macht, in schrumpfenden Gegenden mit massenweise Leerstand auch noch neu zu bauen: Im Sommer sorgte deren Studie für Wirbel, die den Bauwahn auf der grünen Wiese anprangert. Solch deutliche Worte aus Kreisen der deutschen Wirtschaft, das freut. Auch wenn es dann wieder ärgert, wie in dieser Studie der vermeintliche Bedarf an Neubau behauptet wird, und man betont, in den boomenden Orten müsse nun aber unbedingt und noch viel mehr als zuvor gebaut werden. Aber vielleicht folgt ja auch dazu beizeiten eine Einsicht – unlängst entdeckte das Institut einige Potenziale des Wohnungsbestands (mehr auf diesem Blog).
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