Weihnachten die Stadt retten

Kö Bogen Center Düsseldorf

Die Rückseite entlarvt das wahre Gesicht der Shopping-Center, die sich für ihre Umgebung nicht interessieren, wie hier der Kö-Bogen. Foto: Daniel Fuhrhop.

Über Entscheidungen in der Weihnachtszeit erschien dieser Text von Daniel Fuhrhop am 3. Dezember in der Architekturkolumne der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf. Mit den passenden Namen von Händlern und Handelsstraßen kann jeder den Text auf seine eigene Stadt übertragen.

Ein Klick im Online-Shop kommt einem harmlos vor, aber was daraus folgt, haben wir in Düsseldorf erlebt: Auch wegen Amazon & Co. hat erst das Modehaus Bornemeyer aufgegeben und dann das Schreibwarengeschäft Hennig. Was stattdessen entstand, haben nur wenige gesehen – Amazon ist keine Stadt, sondern baut gigantische Warenhallen. Eine davon steht in Werne im nordöstlichen Ruhrgebiet, sie ist zweihundert Meter breit und fünfhundert Meter lang und würde in Düsseldorf vom Carschhaus bis zum Carlsplatz reichen.

Vor einer anderen Gefahr für den klassischen Einzelhandel warnt ein prominenter Düsseldorfer: Der 92jährige Architekt, Unternehmer und Städtebauer Walter Brune betitelt sein neuestes Buch „Stoppt die Verödung unserer Städte durch Shopping und Outlet Center vor den Stadtgrenzen“. Dabei hat Brune selbst vor einem halben Jahrhundert das Rhein-Ruhr-Zentrum entworfen, doch dann sah er, wie dadurch die Mühlheimer Schlossstraße verödete, und widmete sich dem Kampf für lebendige Städte.

Das Fest der Liebe zur Stadt, nicht zu Amazon

Das Klemensviertel bildet die Ausnahme, doch in der Regel wirken Neubauten wie das Shopping-Center Bilk Arcaden, mit zugepflastertem Umfeld und nur so viel Öffnungen, um optimal die Konsumenten reinzusaugen. Besonders unwirtlich zeigen sich solche Center auf ihrer Rückseite, also probieren Sie einmal, die Bilk Arcaden komplett zu umrunden.

Das Schlimmste aber: Jeder Euro, der im Shopping-Center oder bei Amazon landet, fehlt den Händlern in der Nordstraße und der Westfalenstraße, in der Rethelstraße und am Benrather Markt. Wenn Ihnen diese Orte am Herzen liegen, kaufen Sie dort Ihre Weihnachtsgeschenke. Zum Beispiel die früheren Bücher von Walter Brune: „Centro Oberhausen: Die verschobene Stadtmitte“ oder „Angriff auf die City“. So werden Sie zum Verteidiger der City und schenken nicht nur Ihren Liebsten etwas, sondern der ganzen Stadt und damit sich selbst.

Geschenk gesucht? Schauen Sie mal hier.         

Hat der Text gefallen? Zur Teekasse geht es hier. Bleiben Sie dran mit klassischem Newsletter, RSS-Feed (rechte Seitenspalte) oder mit Facebook.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert