Neubau wie Altbau: Französisches Viertel Tübingen

Aixer Straße Tübingen

An Läden entlanggehen wie in Gründerzeitvierteln, das erlebt man auch im Französischen Viertel.

Heutiger Neubau ruft oft schon Unbehagen hervor, wenn man ihn nur einmal anschaut. Eines der wenigen neuen Stadtviertel, die diesen Namen verdienen, ist dagegen das französische Viertel in Tübingen, mit ehemaligen Kasernen, aber auch Neubau. Zu diesem Quartier erschien nun in meinem ehemaligen Verlag eine Publikation, die ich mit initiiert habe. Aus meinem dort erschienenen Text „Das unerreichte Vorbild“ hier ein Auszug:

Eine der größten Leistungen beim Bau des Französischen Viertels klingt so einfach, dass schwer zu verstehen ist, warum es nicht überall so gemacht wird, warum nicht bei jedem neuen Stadtviertel in Deutschland so geplant wird und warum nicht alle Stadtplaner hierher kommen, um sich dieses einfache Prinzip für eine lebendige Stadt anzusehen: In den Erdgeschossen wird nicht gewohnt. Das kennen wir aus der Altstadt und aus den Gründerzeitvierteln unserer Städte, wo wir in Ladenlokalen alles außer Wohnungen finden: Kneipen und Cafés, Läden, hier und da eine Werkstatt, einen Handwerker oder das Büro eines Freiberuflers. Was in Altbauten so selbstverständlich wirkt, das wird bei der Planung von Neubauvierteln immer wieder ignoriert. Öde reine Wohnsiedlungen und öde reine Büroviertel entstehen nach wie vor, obwohl wir seit Jahrzehnten wissen, dass diese Trennung der städtischen Funktionen falsch ist, die die verhängnisvolle „Charta von Athen“ propagierte. Nur die Mischung von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen in jeder Straße und in jedem Haus belebt die Quartiere und schafft jene Urbanität, wegen der Menschen in die Städte ziehen. Und nur diese Stadt der kurzen Wege vermeidet lange Fahrten und schont darum das Klima. Es müsste doch einfach sein, das auch beim Neubau eines Stadtquartiers zu beherzigen. Zwar brauchen wir eigentlich keinen Neubau, denn unsere Städte sind gebaut. Aber wenn doch neu gebaut wird, dann müssten die kleinteilige Mischung in Tübingens Altstadt und die „Kreuzberger Mischung“ in Berlin das Vorbild sein. Das aber finden wir als Neubau bisher so kleinteilig nur in Tübingens Französischem Viertel.

Zum Französischen Viertel gab es auf diesem Blog ein Gespräch mit dem Stadtplaner Andreas Feldtkeller sowie diesen Text.

Aus Anlass der Publikation aktualisierte ich auf meiner Webseite die Übersicht zu meinen Publikationen.

Aixer Straße Panorame groß

Als eine Art Hauptstraße des Französischen Viertels finden sich in der Aixer Straße viele Läden.

Fahrradladen

In den Nebenstraßen dienen die Erdgeschosse Werkstätten oder kleinen Läden, wie hier einem Fahrradladen.

Werkstadthaus

Die Architektur der Häuser unterscheidet sich, doch eins bleibt gleich: Die Erdgeschosse dienen nicht zum Wohnen, sondern öffnen sich.

Querstraße Französisches Viertel

Noch eine Besonderheit bereichert das Straßenleben im Französischen Viertel: hier dürfen keine Autos parken.

Buchcover

Die Publikation zum Französischen Viertel erschien im Stadtwandel Verlag.

Groschen für die Teekasse werden gern gesehen.

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