Zwei Meldungen zeigen uns, dass eigentlich genug Platz da ist und wir keinen Neubau brauchen: Es geht um leere Wohnungen und leere Dörfer in Deutschland.
Die Süddeutsche Zeitung berichtet über eine Aufstellung der englischen Tageszeitung Guardian, derzufolge über 11 Millionen Wohnungen leerstehen, davon 1,8 Millionen in Deutschland. Der Schwerpunkt des Berichtes liegt zwar darauf, dass gleichzeitig viele Menschen obdachlos sind und Millionen Wohnungen ungenutzt. Doch man kann es auch als Kritik am Neubau lesen. Und der ist nicht allein in Spanien überflüssig, wo angesichts der Wirtschaftskrise über 3 Millionen Wohnungen leerstehen. Auch für Deutschland weist die Übersicht mit Bezug auf den Zensus 2011 insgesamt 1,8 Millionen leere Wohnungen aus. Zusätzlich sei daran erinnert, dass in den größten deutschen Bürostandorten rund zehn Millionen Quadratmeter Büros leerstehen, wie auf diesem Blog berichtet.
Freilich unterscheiden sich die Regionen stark. Wie man der Entleerung mancher Dörfer mit drastischen Maßnahmen begegnen könnte, dazu gibt es eine Studie, zu der in manchen Medien die angeblich geforderte „Abwrackprämie für Dörfer“ zitiert wurde. Die Untersuchung Vielfalt statt Gleichwertigkeit stammt vom Berlin-Institut und dem Potsdamer Institute für Advanced Sustainability Studies IASS. Wenn man hineinliest, entdeckt man viele konstruktive Vorschläge, wie das Leben in leeren Gegenden organisiert werden kann, etwa mit ehrenamtlichen Dorfläden und Bürgerbussen. Doch in der Tat kritisieren die Forscher in ihren Handlungsempfehlungen auch, dass weiterhin Neubaugebiete selbst in schrumpfenden Regionen ausgewiesen werden (man vergleiche das Gespräch mit dem Raumforscher Stefan Siedentop hier auf dem Blog). Als Grund benennen Sie die auf Neues fixierte Ideologie; so gelte „bei Schrumpfung Wachstum als Lösung aller Probleme. Deshalb werden Autobahnen durch menschenleere Gebiete gebaut, Gewerbe- und Neubaugebiete im Niemandsland ausgewiesen und gleichwertige Lebensverhältnisse in Regionen gefordert, die in der Realität immer ungleicher werden.“ Dem ist nichts hinzuzufügen außer einem Glückwunsch an die Wissenschaftler, trotz der ihrem Beruf eigenen Zurückhaltung so deutliche Worte gefunden zu haben.
Ein Überblick zu meinen Texten und Filmen zu Leerstand ist hier auf meiner Webseite.
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