Bauüberfluss 2018 in Hamburg: etwa 5.000 Wohnungen zu viel gebaut

Elbphilharmonie Hamburg

In Hamburg ist noch viel Platz für alteingesessene und für zugewanderte Hamburgerinnen und Hamburger, wie neue Zahlen verraten. Foto: Daniel Fuhrhop

Deutschland
Vor einem Monat habe ich in diesem Blog die vielzitierten Zahlen zum Bauüberfluss 2018 veröffentlicht, demzufolge im vorigen Jahr in Deutschland insgesamt deutlich mehr neu gebaut wurde, als wegen des Zuwachses der Bevölkerung nötig gewesen wäre: 172.000 Wohnungen zu viel nach einem Vergleich des Zuwachses der Bevölkerung mit den Baufertigstellungen; korrigiert um den Wohnungsabgang (also Abrisse) ergibt das in weiterer Näherung etwa 150.000 Wohnungen zu viel. Nun liegt zwar der Wohnungsabgang real etwas höher, wie nachträglich angemerkt, weil nicht alle Bundesländer diesen komplett erfassen, aber selbst wenn um den Faktor 3 oder gar 4 mehr abgerissen worden wäre, es entstanden auf jeden Fall rein rechnerisch zu viele Wohnungen – was zeigen soll, dass Neubau unsere Probleme nicht löst, sondern wir uns um das Wo und Wie des Wohnens kümmern sollten.
Mit dem Wie des Wohnens ist die Verringerung von Haushaltsgrößen gemeint, weshalb alle Möglichkeiten gefördert werden sollten, wie Menschen zusammenrücken und Wohnraum teilen. Das Wo des Wohnens bezieht sich auf die regionale Ungleichheit zwischen boomenden Metropolen mit Wohnungsmangel und Schrumpfungsgegenden mit Leerstand – dieser Frage widmet sich ausführlich mein Buch zur Willkommensstadt – Wo Flüchtlinge wohnen und Städte lebendig werden mit einer historischen Betrachtung von Wanderungen nach Deutschland. Zurück zur Lage heute bedeuten die Zahlen: wir haben mehr als genug Platz, wenn wir ihn richtig nutzen.

Hamburg
Im Artikel zum Bauüberfluss 2018 in Deutschland lieferte ich auch Zahlen zu Berlin, und selbst dort wurde rein rechnerisch ein bisschen zu viel gebaut (die Verteilung ist eine ganz andere und natürlich entscheidende Frage). Nun hat die Immobilien Zeitung auf neue Zahlen zu Hamburg hingewiesen, und titelt: Mehr neue Wohnungen als Einwohner in Hamburg! Sowohl die Zahl der Einwohner als auch die Zahl der Baufertigstellungen liegt nämlich für 2018 bei etwas über 10.000. Da durchschnittlich etwa 2 Personen in einem Haushalt wohnen (freilich müsste man jetzt noch die exakte Haushaltsgröße aller Neubauwohnungen erfassen, aber das lässt sich angesichts des extrem hohen Bauüberflusses jetzt mal vernachlässigen), bedeuten diese Zahlen (vor einer kleinen Korrektur um Wohnungsabgänge, die aber in den vergangenen Jahren lediglich bei wenigen hundert lagen, wie auf Seite 8 in diesem Dokument steht): es wurden in Hamburg etwa 5.000 Wohnungen mehr gebaut, als für den Bevölkerungszuwachs nötig! Hamburg darf also weiter eine weltoffene Stadt bleiben und sollte sich nicht mehr auf Bauwut konzentrieren, sondern darauf, wer auf welche Weise wohnt und wie der Platz genutzt wird.
Dazu nur ein einziges Beispiel: das von mir derzeit erforschte  Modell „Wohnen für Hilfe“, bei dem junge Leute als Untermieter zu Älteren ziehen und im Haushalt helfen, gibt es in über dreißig deutschen Städten – aber nicht in Hamburg. Allein in Brüssel werden nach diesem Modell jedes Jahr über 300 Wohnpartnerschaften vermittelt, und Hamburg hat fünfzig Prozent mehr Einwohner, also lassen sich die dort erzielbaren jährlichen Vermittlungen erahnen. Freilich würde eine solche Vermittlungsarbeit Geld kosten, aber den neuen Stadtteil auf den Äckern und Wiesen von Oberbillwerder zu planen und zu erschließen dürfte wohl über 500 Millionen Euro kosten, und da sind die Baukosten noch nicht dabei. Also los, Hamburg, öffne die Türen und nutze Deine Räume!

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