Wenn in diesen Tagen Politiker von SPD und CDU über eine große Koalition verhandeln, können wir von einem sicher ausgehen: Die Bauwut soll angeheizt werden mit weiteren Milliarden, sei es durch Sonderabschreibungen oder durch direkte Förderung. Die SPD steht damit in ihrer Tradition als Betonpartei nach dem Motto „wo Beton fließt, geht es dem Bauarbeiter gut, darum fördert eine Arbeiterpartei das Bauen“. Doch um welchen Preis das geschieht, wieviel Heimat damit zerstört wird, könnte zumindest die CDU sorgen – aber es sieht nicht danach aus; stattdessen hebelt der politische Machtwille jegliche Logik aus. Das zeigt sich in einem Interview von Kanzleramtschef Peter Altmaier mit der Süddeutschen Zeitung, in dem er sagt: „Wir wollen (…) die Zahl der neu gebauten Wohnungen in den nächsten vier Jahren um 50 Prozent steigern, weil wir glauben, dass der enorme Anstieg der Mieten darauf zurück geht, dass bisher zu wenig Wohnungen gebaut werden (…)“.
Wenn es tatsächlich so wäre, dass Neubau den Anstieg der Mieten aufhebt und für genug Wohnraum sorgt, dann hätten wir schon längst keine Probleme mehr, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt: In den zwei Jahrzehnten seit 1993 stagnierte die Zahl der Einwohner bei etwa 81 Millionen, aber die Zahl der Wohnungen stieg um 6 Millionen! Das gäbe genug Platz für zwölf bis fünfzehn Millionen Menschen.
Würden wir wohnen wie vor zwanzig Jahren, hätten wir also Platz frei für zehnmal mehr Menschen, als 2015/16 Flüchtlinge zuzogen. Auch deren Zahl ändert nichts an der Logik, denn in den fünf Jahren ab 2013 stieg zwar die Einwohnerzahl Deutschlands um etwa zwei Millionen, doch im gleichen Zeitraum wurden weit über eine Million Wohnungen neu gebaut, das allein hätte also genug Platz gegeben. Fazit: Neubau löst keine Wohnprobleme, sondern man muss endlich anfangen darüber nachzudenken, wie und wo gewohnt wird, und alle Werkzeuge anwenden, unsere Altbauten besser zu nutzen (50 Werkzeuge in „Verbietet das Bauen!“).
Wie nötig ein Umdenken ist, belegt aktuell eine Studie von Techem: Demzufolge ist erstmals seit 2005 der Verbrauch von Wärme in Mehrfamilienhäusern hierzulande gestiegen. Die Effizienz des Heizens steigt also nicht mehr – da ist es an der Zeit, endlich die Suffizienz anzupacken, das „Weniger“ an Wohnraum.
Das erfordert politisches Umdenken und den Start eines großen Programms des Umbaus, der Umnutzung und der Umzüge. Auf die große Koalition können wir dabei leider nicht vertrauen – doch auch persönlich kann jeder etwas beitragen: Wie man auf weniger Platz mehr Glück findet, zeigt ab März der Ratgeber „Einfach anders wohnen“. Das Crowdfunding dafür steht zehn Tage vor dem Finale bei 74 Prozent; helfen Sie darum mit und bestellen das Buch vor, oder ein Entrümpelpaket oder eine Übernachtung im grätzlhotel Wien.
Zur Teekasse des Blogs geht es hier,
zum Crowdfunding für „Einfach anders wohnen“ geht es hier.