Teures „Sparen“ beim Prestigeprojekt

Neue Messehalle Oldenburg

Die neue Halle der Weser-Ems-Messe in Oldenburg mag man schick finden, aber Geld spart sie nicht.

„Wenn sich ein guter Freund von Ihnen für 30.000 Euro ein nagelneues Auto kauft und behauptet, dabei spare er sogar Geld, weil der neue Wagen im Jahr 300 Euro weniger koste, dann schmunzeln Sie vielleicht nachsichtig, denn das Auto wird wohl kaum hundert Jahre halten.“ So beginnt 2011 ein Artikel von mir über den geplanten Neubau einer Messehalle in Oldenburg, auf den der Text diese Zahlen dann überträgt – aber um den Faktor 1.000 höher, denn über 30 Millionen Euro kostete die Halle dann tatsächlich, und im Gegenzug sollte der städtische Zuschuss um mehr als 300.000 Euro im Jahr sinken…
… aber: Überraschung, während der Prestigebau steht, klappte es mit dem Sparen doch nicht. Die heutige Nord-West-Zeitung berichtet stattdessen, dass 2015 sogar knapp eine Million mehr als geplant an die Messegesellschaft fließen sollen. Deren Geschäft wäre ohne hohe Zuschüsse ohnehin undenkbar, denn um die fünf Millionen Einnahmen stehen etwa acht Millionen Euro Ausgaben gegenüber, „jeder private Unternehmer wäre da schon längst pleite“ lautete mein Kommentar 2011.

Dass es mit dem Sparen nicht klappt, deutete sich bereits nach 2014 an, denn nach dem ersten Jahr mit neuer Halle berichtete die Lokalzeitung zwar, dass die Einnahmen nun auf über fünf Millionen gestiegen seien, doch das Finanzloch lag ähnlich wie zuvor bei 3,27 Millionen Euro. Nach einem Wechsel in der Geschäftsführung hat nun scheinbar jemand noch etwas genauer hingeschaut.
Wir finden hier alle Zutaten von Prestigeprojekten, wie sie Kapitel 1 des Buches Verbietet das Bauen! beschreibt: Zweifelhafte Kalkulationen und Versprechungen, später entdeckte Finanzlöcher, dazu den Abriss alter Messehallen, und obendrein die Entwertung der erst 2005 fertiggestellten „kleinen“ Arena, der nun ein größerer und attraktiverer Nachbar zur Seite gestellt wurde. Wenn man unbedingt eine neue Halle für den lokalen Basketball-Verein haben wollte, denn der spielt nun in der großen Halle, dann wäre es ehrlich gewesen, von Beginn an zu sagen: Wir wollen diese über dreißig Millionen Euro ausgeben, und die neue Halle wird uns auch in Zukunft viel Geld kosten, denn so ist das mit Neubau nunmal. Aber mit so viel Ehrlichkeit wäre die Halle vermutlich nie gebaut worden.

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Alte oder kleine Arena Oldenburg.

Kleiner und erst 2005 fertiggestellt, ist diese Oldenburger Arena mindestens so schick wie die benachbarte neue Halle.

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