FOC-Irrsinn in Düsseldorf-Nord

Ausschnitt Ortsschild Düsseldorf-Nord

Der Pfeil geht nach oben, in die Luft, die hoffentlich gut ist.

Ist denn schon Karneval am Rhein? Dessen letzte Tage sind die tollsten, und so geht es auch in Duisburg wild zu, wo (noch) ein Factory Outlet Center (FOC) geplant wird. Mit „Irrsinn“ ist diesmal aber nicht gemeint, was ohnehin schon irrwitzig ist: der drohende Abriss von um die 300 Wohnungen in der Zinkhüttensiedlung des Architekten Max Taut für ein FOC – er passt leider zur bereits vollendeten Zerstörung von über hundert Häusern (!) in Duisburg-Bruckhausen für einen „Grüngürtel“. Dort vernichten Abrissbagger ein Stadtviertel, andernorts suchen wir dringend Platz für Flüchtlinge, auf diesen Zusammenhang machte unlängst Dankwart Guratzsch in der Tageszeitung Die Welt aufmerksam. Aber zusätzlich zu diesem ganz normalen Wahnsinn überraschten nun Pläne, die in ihrer Abgedrehtheit nur ein Zeichen dafür sein können, dass die tollen Tage der FOC-Planung in Duisburg ihrem Höhepunkt und zugleich ihrem Ende entgegengehen: Da sich neben dem geplanten Ort des Factory Outlet Centers eine Metall- und Chemiefabrik der Grillo-Werke AG befindet, hatten Planer und Politiker die Frage zu beantworten, was denn bei einem Störfall geschehe, wenn giftige Gase entweichen. Eine Antwort des Investors, von der CDU-Stadtrat Rainer Enzweiler berichtete: eine „gasdichte Plane“ sollte bei einem Giftunfall blitzschnell das offene Outlet Center abdichten. Innerhalb von 111 Sekunden würden die Folien sich entrollen, so liest es sich in dem Bericht, bei dem auch ein Blick auf die Visualisierung der „gasdichten“ Folie lohnt.

Das Ganze ist ein derart tollkühner Plan, dass bereits nach kurzer Zeit Gutachter erklärten, dass die Menschen vielleicht schnell in die Outlet-Buden flüchten könnten, aber nicht schnell genug – für 2.812 Besucher wäre der Weg zu weit, heißt es nun. Kein Wunder also, dass die FOC-Pläne politisch endlich zu ihrem Ende kommen.

Rheinische Nachrichten von heute: Center-Schutzhülle für Giftunfälle, Abriss von hunderten Häusern, Leerstand von tausenden Wohnungen bei gleichzeitigem Bauboom wenige Kilometer südlich – angesichts solcher Nachrichten wirkt meine Aktion völlig bodenständig, Duisburg in Düsseldorf-Nord umzubenennen. Dennoch sei zugegeben: diese Umbenennung ist das abwegigste der „50 Werkzeuge, die Neubau überflüssig machen“ aus dem Buch Verbietet das Bauen! Andere Vorschläge aber werden nun tatsächlich umgesetzt, vor allem bei der Beseitigung von Leerstand; wenn auch aus einem Anlass, der beim Schreiben des Buches noch nicht in seiner Dramatik absehbar war. Der Zuzug der Flüchtlinge führte in Duisburg dazu, dass mancher seine Meinung zu den bald 300 leerstehenden Wohnungen der Zinkhüttensiedlung änderte, wo die Menschen wegen der FOC-Pläne aus ihren Wohnungen gedrängt wurden. Nun aber gibt es Überlegungen, dort Flüchtlinge unterzubringen.

 

Nicht weit von Duisburg gibt es am Mittwoch, den 25.11. eine Buchvorstellung in Herne.
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