Ein Jahr „Verbietet das Bauen“

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Beginnen wir mal wie die taz: Haben Sie bereits durch einen finanziellen Beitrag zum Betrieb des Blogs „Verbietet das Bauen“ beigetragen? Dann lesen Sie gleich weiter. Falls nein, dann können Sie auf diesen Wegen einen Obulus in die Kaffeekasse geben, also am besten gleich erledigen. Und die beliebteste taz-Antwort ist die dritte: „Später helfen“, dann verschwindet das Fenster. Der Hintergrund der Anfrage: Seit nun einem Jahr betreibe ich den Blog (und meine Webseite), und fast alle Beiträge entstehen exklusiv für ihn. Zwar hat mir der Verkauf meines Architekturverlags in 2013 den nötigen Mut gegeben, mich derart intensiv in Artikeln, Vorträgen und dem Blog gegen die Bauwut zu wenden, doch da in Kürze mein begleitender Beratungsvertrag mit dem Erwerber ausläuft, sondiere ich derzeit verschiedene Tätigkeiten rund um den Stadtwandel, die auch die Kasse füllen. Wer also Texte gelesen oder Beiträge gesehen und gehört hat und dies gern weiter tun möchte, sollte sich an die Kosten anderer Medien (zum Beispiel Architekturmagazine oder Immobilienzeitschriften) erinnern und nun sozusagen gebündelt für mehrere Lektüren etwas entrichten. Und schon geht’s inhaltlich weiter.

Erstaunliches Umdenken

Zwei Ereignisse haben mich in diesem Jahr besonders erfreut und überrascht. Zum einen der phänomenale Erfolg des Volksentscheids gegen jegliches Bauen auf dem Tempelhofer Feld, dessen Resonanz weit über die ursprünglichen Initiatoren hinaus ging. Trotz beinahe täglicher Klagen der lokalen Medien, es herrsche Wohnungsnot, blieben die Berliner besonnen und bremsten die Baupläne. Und das scheint zum Vorbild zu werden: Nun startete ein Anlauf zum Volksbegehren in Bremen, dort das Bauen zu stoppen, und zwar auf 99 definierten Freiflächen in der Stadt.

Das andere Ereignis sind die Tagungen zum „Weniger bauen“: aus der Architektenschaft heraus gab bzw. gibt es gleich zwei Veranstaltungen, die sich mit Nichtbauen beschäftigen. Die Architekturzeitschrift db veranstaltete den db-Suffizienzkongress zum „Weniger„, die Architektenkammer Rheinland-Pfalz nun das Symposium „Mehr… durch Weniger?“. Natürlich sind sie nicht die ersten, wenn man an Muck Petzet denkt, aber es freut doch.

Ein Jahr

Freilich sind das Ereignisse, die im Laufe dieses Jahres geschahen, ohne direkten Bezug zum Bauverbot-Blog, und ich selbst war dort nichts als ein Beobachter. Und doch scheint es mir kein Zufall zu sein, dass die harte Kritik am Neubau Aufmerksamkeit erringt. Nach wie vor begegnen mir Befremden und Skepsis wegen der radikalen Position, aber meiner Erfahrung nach fördert die Bereitschaft, sich auf den Gedanken einzulassen, den Weg zu neuen Einsichten. Wer sich einmal vorstellt, was geschähe, wenn wir nicht neu bauten, dem fällt eher ein, wie es gehen könnte. Dazu folgt in Kürze ein Gespräch mit Michael Kopatz vom Wuppertal Institut, der ein Wohnflächen-Moratorium fordert für die Gegenden, aus denen Menschen wegziehen.

Im Sinne eines Rückblicks auf ein Jahr „Verbietet das Bauen“ verweise ich auf den unlängst auf meiner Webseite geschriebenen Hinweis darauf, wie unterschiedlich die Menschen und Gruppen sind, mit denen sich ein Kontakt zum Nichtbauen ergibt: Architekten und Stadtplaner, Postwachstumsdenker und Immobilienexperten, Bürgerinitiativen und Bauernhaus-Freunde.

Wer als Rückblick gern ein paar Zahlen hätte:
– Bis heute rund 110.000 Seitenaufrufe auf dem Blog und meiner Webseite,
– über 3.000 Klicks auf die Filme parallel im Youtube-Kanal,
– eine unbekannte Zahl von 90 plus X Personen, die regelmäßig dem Blog folgen, davon 52 per Facebook, 27 mit klassischem Newsletter, 11 abonnierten den Youtube-Kanal, und aus Datenschutz-Gründen verfolge ich nicht, wieviele Personen den RSS-Feed abonnierten. Wer noch nicht regelmäßig dabei ist, kann das in der Seitenspalte nachholen.

Oder man drückt es als Reisebericht aus:
Für Artikel, Vorträge und Blog-Berichte unternahm ich Fahrten nach Berlin, Braunschweig, Bremerhaven, Bottrop, Dangast, Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Hamburg, Hattingen, Herten, Kiel, München, Tübingen und Wuppertal.

Oder wie in einer Leistungsschau:
In einem Jahr „Verbietet das Bauen“ erschienen auf dem Blog
– exakt 100 Beiträge
– davon 17 zum Hören (vor allem „Wahrheit beginnt zu zweit“)
– 25 Beiträge zum Sehen (16 Film, 9 Foto)
– 8 zum Innehalten
– dementsprechend müssen 50 zur Kategorie Lesen gehören, aber das habe ich jetzt nicht nachgezählt.
Ebenfalls nicht gezählt sind die Beiträge auf meiner Webseite mit Hintergrundinformationen zu Fahrten, Veranstaltungen und Aktivitäten.

Bilanz und Ausblick

In dem einen Jahr seit Blogstart sind insgesamt 206 Euro und 20 Cent als Zuschüsse für den Blog als Überweisung, per PayPal oder Flattr eingegangen. Herzlichen Dank allen Gebern!
Auch zukünftig möchte ich in Artikeln, Vorträgen und diesem Blog gegen die Bauwut Stellung beziehen, informieren und unterhalten. Da ab 2015 nach Auslaufen meines Beratungsvertrags (mit dem Erwerber meines Architekturverlags) mehr in die Kasse kommen muss und ich beobachte, dass sich Einkünfte aus Artikeln, Vorträgen und Blog nur langsam entwickeln, habe ich mich in verschiedene andere Richtungen umgesehen. Hier sei vorerst nur soviel verraten, dass es sich auch um das Thema Stadtwandel handelt und zwar in drei Richtungen: als Vermittler einzelner Publikationen an meinen ehemaligen Verlag, zum Beispiel derzeit zur Modernisierung des Märkischen Viertels, zweitens mit Projekten zur Beratung von Eigentümern in bestimmten Stadtgebieten, sowie drittens mit einem kleinen gewerblichen Projekt.
Die Tätigkeit gegen die Bauwut steht also in Konkurrenz zu anderen Vorhaben, und damit sind wir nochmal bei der eingangs zur Seite gestellten Frage nach den Finanzen des Blogs. Werbung auf dem Blog möchte ich derzeit nicht platzieren und handele damit hoffentlich im Sinne der Leser. Zwei Optionen scheinen mir bedenkenswert:
– Ein Abo-Modell ähnlich wie bei den Krautreportern. Ohne wie dort Alles-oder-Nichts zu sagen rufe ich hiermit dazu auf, den Blog durch freiwillige monatliche Zuschüsse zu unterstützen, wobei jeder Beitrag hilft. Zwei Personen überweisen bereits, wer ist der oder die Dritte?
– Neu am Markt ist LaterPay, wobei jeder erstmal kostenfrei liest (oder schaut), und nach einer gewissen Zahl von Beiträgen dann gebündelt zahlt. Auch hier wieder erstmal die schonende, aber dennoch ernstgemeinte Variante: Wer eine Anzahl von Beiträgen wahrgenommen hat, möge dies gebündelt durch Überweisung oder PayPal honorieren.
Nach wie vor ist auch das „Flattern“ jedes einzelnen Beitrags möglich.
Für mich also: Auf zum zweiten Jahr „Verbietet das Bauen“ – und für Sie und Euch: auf zum Helfen!

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