Center, Zentrum und Karstadt

Artikelbilder Immobilien Zeitung

Zum Abschluss der Reihe mit Nachlesen rund um Bauen nach der Sommerpause 2014 gibt es im folgenden „Teil 5“ Beiträge aus der „Immobilien Zeitung“. Wie bereits bei Teil 4 dazu hier ein Hinweis: Im Prinzip sind Beiträge in der „Immobilien Zeitung“ kostenfrei zu lesen, für unregistrierte Leser zumindest zwei im Monat. Wer mehr lesen will, muss sich (kostenfrei) registrieren und kann dann bis zu zehn aktuelle Beiträge im Monat lesen. Die diesmal verlinkten Beiträge vom Sommer 2014 sind daher bis etwa Oktober noch auf diese Weise nutzbar; drei Monate nach Erscheinen wird es kniffliger.

Wie kommt es eigentlich, dass immer mehr Shopping-Center entstehen und die bestehenden immer wieder aufgerüstet werden? Eine von mehreren Antworten darauf gibt ein Bericht des Einzelhandels-Experten Christoph von Schwanenflug in der „Immobilien Zeitung“, der sogar von der Neuordnung der europäischen Centerlandschaft spricht. Der Anlass: der französische Centerinvestor Klépierre wolle den niederländischen Centermacher Corio übernehmen und einen Konzern mit 182 Shopping-Centern schaffen, darunter in Deutschland zum Beispiel Boulevard Berlin, Centrum Galerie Dresden und Forum Duisburg. Hinter dieser und anderen Transaktionen, schreibt von Schwanenflug in einem Kommentar, stünden amerikanische Unternehmen, die dafür sorgen wollten, „US-amerikanischem Kapital das Feld für Investitionen in europäische Einzelhandelsimmobilien zu bereiten.“ Den ganzen Text findet man hier.

Kleine und große Center

Es sind also nicht unbedingt drängende Bedürfnisse der Konsumenten, die zum Bau von Shopping-Centern führen, aber wo gibt es schon heutzutage unerfüllte Konsumwünsche; stattdessen sucht Kapital sich einen Weg, und fließt dann oft – umgewandelt in Beton – in neue Shopping-Center. Die Nachlese der Sommermeldungen bietet dann auch manche „kleine“ Nachrichten, etwa dass in Osnabrück der Stadtrat für ein neues Center der Firma mfi mit 21.500 Quadratmetern Verkaufsfläche gestimmt habe, und in Singen der Stadtrat für ein ECE-Center mit 16.000 Quadratmetern. In Singen bei Konstanz! Mit gerade mal 45.000 Einwohnern! Was das für den Handel dieser kleinen Stadt bedeuten wird, kann man sich ausmalen.

Zwei Nummern größer ist es bei den Gropiuspassagen Berlin, wo die Eigentümer angekündigt haben, es für 100 Millionen Euro aufzumöbeln, wie Gerda Gericke in der „Immobilien Zeitung“ berichtet. Sie erwähnt, dass dieses Center bei seiner Eröffnung gerade mal 17.000 Quadratmeter zählte, aber dann immer wieder erweitert wurde, bis es heute 93.500 Quadratmeter umfasst. Hierzu sei von mir angemerkt, dass die Gropiuspassagen den Status des größten Berliner Shopping-Centers nach meinen Berechnungen bald verlieren könnten, mehr dazu folgt am 25.9. in einem Beitrag zur Eröffnung der „Mall of Berlin“ am Leipziger Platz.

Stadtzentren mit und ohne Center mit und ohne Karstadt

Ein Beispiel für eine Innenstadt, die auch – oder gerade – ohne Shopping-Center floriert, bringt Redakteur Friedhelm Feldhaus mit einem Marktbericht über Celle und titelt: „Auch ohne Center gut entwickelt„. Das örtliche Karstadt-Haus sei nach aktuellen Informationen nicht von Schließung bedroht, schreibt er, und damit sind wir bei einem der prägenden Themen zu Handel und Stadtwandel in diesem Sommer: beim Verkauf von Karstadt. Auch die „Immobilien Zeitung“ berichtet natürlich davon ( in einem Beitrag von Melanie Agne), wie die österreichische Signa-Gruppe mit René Benko das operative Karstadt-Geschäft übernahm, der bereits zwanzig Karstadt-Immobilien gehören. Damit wird zumindest für einen Teil der Häuser die fatale Trennung von Eigentum und Nutzer rückgängig gemacht, die der damalige Arcandor/Karstadt-Chef Thomas Middelhoff maßgeblich verantwortete. Doch das bedeutet nicht zwangsläufig die Rückkehr zu „guten alten Zeiten“ des Warenhauses. Stattdessen wäre es denkbar, dass die Standorte zu Shopping-Centern umgewandelt oder zumindest erweitert werden. Letzteres wird am Kurfürstendamm zwischen Signa und dem Berliner Investor Huth diskutiert, berichtet Gerda Gericke.

Wiederum Melanie Agne schildert, wie bei Karstadt im Geschäftsjahr 2012/13 auf interessante Weise Verlust und Miete stiegen: Das jetzt von Signa geführte Warenhaus-Unternehmen Karstadt muss unter anderem deswegen mehr Miete zahlen, weil Signa als Eigentümer von Karstadt-Immobilien mehr bekommt. Sozusagen gegenfinanziert wird das ganze aber durch Zahlungen von Signa an Karstadt, sogenannte „Upfront-Zahlungen“ als Gegenleistung für verlängerte Mietverträge, heißt es bei Melanie Agne. Detailliert beschrieben hatte dieses Vorgehen ihr Kollege Christoph von Schwanenflug in einem sehr empfehlenswerten Beitrag bereits im März 2014 unter dem vielsagenden Titel „Diese Zitrone hat noch viel Saft„. Ein Ergebnis des Konstrukts sei nämlich, über höhere Mieten den Wert der Immobilien zu steigern. Karstadt bezahlt also unter Mithilfe von Signa mehr Miete, damit Signa ein Karstadt-Haus deutlich teurer wieder verkaufen kann.

Hier gibt es mehr Beiträge zu Shopping-Centern.
Aktueller Nachtrag – es geht auch anders: Der Newsletter der Stadtbaukultur NRW machte auf die Umnutzung des ehemaligen Hertie-/Karstadt-Hauses in Gelsenkirchen-Buer aufmerksam. Dort schlossen sich 16 lokale Eigentümer zusammen, um das Haus neu zu beleben, mit Handel im Erdgeschoss, Bibliothek und VHS im Obergeschoss, darüber Seniorenwohnen. Mehr bei der WAZ.

Überblick der Sommer-Nachlese:
Teil 4 Immobilien und soziale Fragen mit Berichten aus der Immobilien Zeitung
Teil 3 Leerstand oder Hausbesetzung
Teil 2 Meldungen zu Abriss in Mannheim und Leerstand in Berlin
Teil 1 Zum BND-Neubau in Pullach (nicht in Berlin)

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