Bauverbot-Thesen und „Einfach anders wohnen“: weichgespült oder subversiv?

Bauverbot-Logo und Buchcover

Wer den Bauverbot-Blog verfolgt und sich über klare Worte gegen Neubau freut, den wundert womöglich die Ankündigung des Ratgebers „Einfach anders wohnen“: Tipps für ein entspanntes Zuhause, wo bleibt da die harte Linie, fragt mancher; werden die radikalen Thesen weichgespült? Als Antwort im Folgenden drei Verbindungen zwischen „Verbietet das Bauen“ und „Einfach anders wohnen“.

Erstens ist das Persönliche auch politisch: Diese Erkenntnis motivierte bereits WG-Gründer seit den 1968ern und die Ökobewegung. Wie wir persönlich wohnen hat eine politische Dimension, angefangen beim Platz – der bundesweite Verbrauch an Heizwärme sinkt nur deshalb nicht, weil die Wohnfläche pro Person seit der Nachkriegszeit stetig steigt. Nur wenn wir diesen Trend brechen, machen wir Neubau überflüssig, und darum beginnt der Ratgeber mit Entrümpeln und Nichtrümpeln und mit „Raumwundern“ zum Platzsparen.

Politisch im sozialen Sinn ist die Entscheidung, ob wir allein oder mit anderen wohnen oder ob wir zumindest einige Flächen mit ihnen teilen. Jeder hat andere Wünsche und Bedürfnisse, darum zeigt „Einfach anders wohnen“ gut zwei Dutzend Wege, mit anderen Menschen Räume zu teilen. Neben klassischen Formen gemeinschaftlichen Wohnens gehören dazu auch neue Trends wie Co-Living und Tiny Houses. Wie politisch letztere sind, sieht man bei der Tiny House University mit Van-Bo Le Mentzel: es geht auch um bezahlbaren Wohnraum für alle.

Eine zweite Verbindung von der Forderung nach einem Bauverbot zum neuen Ratgeber ist dessen Entstehung: In vielen Diskussionen zu Bauen und Nichtbauen fragte jemand aus dem Publikum, was er oder sie persönlich tun könne, um anders zu wohnen ohne Neubau zu fördern, und dabei trotzdem angenehm und bezahlbar zu leben. Antworten auf diese Frage gibt der Ratgeber mit 66 Raumwundern.

Diese führen drittens vom Kleinen zum Großen, von der Schublade bis zum Stadtviertel und damit zum Politischen: Erst geht es um die eigene Wohnung oder um das Haus, dann folgen Tipps zu gemeinschaftlichem Wohnen (und zwar auch im Einfamilienhaus) – schließlich aber gelangt das Buch zur Nachbarschaft und fragt „Warum steht Opas Haus leer?“ Der Ratgeber regt an, Platz nebenan zu entdecken und besser zu nutzen. Das gipfelt in der Idee einer „Bürgerbeteiligung fürs Nichtbauen“.

Wer also gegen Bauwut kämpft und gegen Spekulation, und sich für den Erhalt von Freiflächen und Wiesen einsetzt, für den ist „Einfach anders wohnen“ genau richtig: Um zu zeigen, dass es auch ohne Neubau geht, und zwar entgegen den Behauptungen von Lobbyisten auf viele Weisen. Weniger provokativ, aber letztlich ebenso radikal wie „Verbietet das Bauen!“ wirbt der Ratgeber dafür, alte Häuser besser zu nutzen, Abriss zu vermeiden und Leerstand zu beseitigen.

Unterstützen Sie darum das Crowdfunding: Bestellen Sie „Einfach anders wohnen vor“ oder das „Entrümpelungspaket“, oder nutzen Ihre Wienreise 2018 dazu, den Ratgeber zu fördern.

Hier geht es direkt zum Crowdfunding.

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