Das Gute im Schlechten: 120 Quadratmeter als Obergrenze für Wohnbauförderung

Legolandschaft

Manche Wohnlandschaft im Erdgeschoss eines Eigenheims breitet sich auf 70 oder 80 Quadratmetern aus – soll solches Bauen gefördert werden, oder ist eine Obergrenze für Fördergeld angemessen? Foto: Daniel Fuhrhop.

Nein, natürlich bin ich absolut kein Freund des sogenannten Baukindergeldes, denn die zwei oder mehr Milliarden Euro Fördergeld werden vor allem die Bauwut anheizen – und das Schlimmste: Diese Förderung soll sogar für Bauen in schrumpfenden Gegenden gelten, wo jeder Neubau einen weiteren Leerstand im Ortskern erzeugt. Und doch ergibt sich nun ein begrüßenswertes Detail, weil die große Koalition darüber nachdenkt, das Fördergeld nur bis 120 Quadratmeter Wohnfläche zu zahlen für eine vierköpfige Familie (wie in der Süddeutschen Zeitung hier berichtet und dort kommentiert).

Na klar kommen jetzt absurde Reaktionen von Lobbyisten, aber die Grundidee wäre in meinem Sinne, nämlich nicht diejenigen zu bestrafen, die auf großer Fläche leben, sondern diejenigen besonders zu fördern, die auf etwas weniger Platz leben. Jetzt müsste man diese Idee „nur“ noch auf Umbau statt Neubau beschränken, oder zumindest die schrumpfenden Gegenden vom Bauwahn verschonen, aber beides ist mit dieser Koalition nicht zu erwarten.

Es läuft also ansonsten ähnlich wie befürchtet in der großen Koalition, wie ich zum Beginn auf dem Bauverbot-Blog geschrieben hatte, und so macht die neue Regierung dort weiter, wo die vorherige aufhörte, die zuletzt einen Doppelschlag für Bauwut gesetzt hatte. Schade um die zwei, drei oder vier Milliarden Euro: den Wohnungsmangel in Boomstädten werden sie nicht beheben. Was könnte man nicht alles Gutes mit diesem Geld tun: Ein großes Programm des Umbaus, der Untermiet-Förderung und der Umzüge starten, dazu einige kleine Modellstädte in schrumpfenden Gegenden zu Willkommensorten umwandeln, und auf diese Weise tatsächlich etwas dafür tun, Wohnraum besser zu nutzen.

Da auf die Politik kein Verlass ist: fangen Sie einfach selbst an mit dem Platzsparen, als Beitrag gegen Flächenverbrauch.

 

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2 Gedanken zu „Das Gute im Schlechten: 120 Quadratmeter als Obergrenze für Wohnbauförderung

  1. Klaus Ulrich

    Schade. Es war ein kurzer Moment der (kleinen) Hoffnung. Die große Koalition hat sich nun aber auf ein Baukindergeld ohne Begrenzung geeinigt.
    Auf heute.de ist dazu zu lesen (27.6.2018, 7:18 Uhr): „Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte in der ARD, es bleibe bei dem Zuschuss von 12.000 Euro pro Kind und es solle nun keine Begrenzung auf 120 Quadratmeter mehr geben.
    Eine solche Begrenzung hatte die SPD gefordert, da die Subvention von allen Steuerzahlern mit finanziert wird – gerade Geringverdiener sich aber trotzdem kein Eigentum leisten können.“

    Die Lobbyisten haben sich also wieder einmal durchgesetzt…

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    1. Olaf R

      Der Weg ohne Begrenzung der Förderung ist möglicherweise auch aus Umsetzungsgründen schwierig. Die Einschränkung, das etwas weniger, dafür möglicherweise etwas bewusster und nachhaltiger leben, ist aber völlig unverzichtbar, und zwar, wenn sie Wirkung zeigen soll, für einen breiten Teil der Bevölkerung. Daran wird ein riesiger Teil der Ökobilanz hängen.
      Ansonsten bleibt wieder nur: bauen, Und da liegt der Hase im Pfeffer: Natürlich sieht die Bauindustrie inkl. Architekten, Projektentwickler und handwerk große Probleme auf sich zukommen, wenn eine deutliche Einschränkung beim Neubau eintritt. Was nicht gesehen wird: Ökologische Altbausanierung, Dachgeschossausbau, Moderne Klimafreundliche Heiz- und Wärmetechnologie bieten eine auf den Gesamtbedarf bezogen so hohe Nachfrage, bei gar nicht so hohem Förderungsbedarf und erheblichen Einsparungen im Verbrauch in der Folge, dass schon jetzt der Arbeitskräftemangel zu erheblichen Verzögerungen und Verteuerungen führt. Wer ausschließlich auf Neubau setzt mit seinem Fachangebot, sollte sich dann vielleicht einfach mal umstellen, Gemeinwohl geht eben manchmal vor Eigenwohl.

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